Hofübergabe: Das sollten Landwirte unbedingt beachten
Aus unserer über 20-jährigen Erfahrung beginnt die Hofübergabe bereits in dem Moment, wo auf den Höfen eine neue Generation geboren wird. Bereits hier müssten sich Landwirte die Frage stellen, wie sie sich heute schon darauf vorbereiten können, damit eines der Kinder das landwirtschaftliche Unternehmen einmal übernehmen kann. Im folgenden Blogbeitrag geht es darum, das Thema Hofübergabe einmal aus dem Blickwinkel eines Risikomanagers zu beleuchten und Fragen aufzugreifen, die für eine reibungslose Hofübergabe sorgen …
Ich habe dazu vor Kurzem ein interessantes Zitat von Wolfgang Grupp, dem Inhaber von Trigema, gefunden:
Normalerweise sind Kinder stolz auf ihr Elternhaus. Wenn sie das, was der Vater macht, nicht machen wollen, war die Vorbildfunktion fatal.
Sehr viele landwirtschaftliche Unternehmer der aktuellen Betriebsleiter-Generation leisten hier herausragendes! Doch viele Landwirte stehen vor der Herausforderung, dass nicht nur ein Kind den Hof weiterführen möchte. Immer häufiger haben wir Kunden, die vor der Herausforderung stehen, dass zwei Kindern, in Einzelfällen sogar drei Kinder, Interesse an der Fortführung des landwirtschaftlichen Betriebes haben. Finden die Kinder auch noch Partner, die die Branche ebenfalls cool finden, dann wird es so richtig spannend. Wie binden wir alle gerecht mit ein?
Chancen und Risiken der Hofübergabe in der Landwirtschaft
Einerseits natürlich eine große Chance, das Unternehmen für die Zukunft weiterzuentwickeln, andererseits aber auch ein gewaltiges Risiko, da bis zu vier Familien von dem Bauernhof „abhängig“ sind. Ein landwirtschaftlicher Unternehmer, der gerade den Hof von seinen Eltern übernommen hat, stößt früher oder später auf die Fragestellung: Mit welchen Themen muss ich mich bereits heute beschäftigen, um mein landwirtschaftliches Familienunternehmen langfristig zu sichern?
Einen Überblick zu den wichtigsten Themen liefert hier unsere Beratungslandkarte für Landwirtschaftsbetriebe. Hier schauen wir uns einen Bauernhof einmal aus der Perspektive eines Risikomanagers an und haben alle wichtigen Einflussfaktoren, die auf einen Hof einwirken können, zusammengetragen.
Ansonsten spielt in diesem Kontext auch die persönliche Weiterbildung der Landwirte eine große Rolle, sodass auch die Frage – welche Weiterbildungen benötige ich eigentlich als zukünftiger Unternehmer – eine besondere Bedeutung zukommt. Hier empfehlen wir, auch einmal einen Blick in andere Branchen zu werfen. Dort gibt es mittlerweile tolle Angebote, wie z. B. die „Unternehmer Ausbildung“ von Stefan Merath. Wer dazu mehr wissen möchte, findet auf der Website Unternehmercoach weitere Informationen. Hier kannst du direkt von anderen Unternehmern lernen, die schon bewiesen haben, dass sie es können. Viele Probleme haben andere Unternehmer schon mal in einer Form gelöst. Ebenso lernst du dort (Unternehmer)Freunde fürs Leben kennen, du bekommst einen Einblick in andere Branchen und erfährst so, wie andere Herausforderung in ihrem Betrieb gemeistert haben.
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Der Prozess der Hofübergabe in der Landwirtschaft
Kommen wir zum eigentlichen Thema zurück – dem direkten Prozess der Hofübergabe in der Landwirtschaft. In der Regel startet dieser, wenn eines der Kinder den Wunsch äußert, in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten. Spätestens in diesem Moment werden die Weichen in Richtung Zukunft gestellt. Häufige Fragestellungen, die uns in Gesprächen mit unseren Kunden begegnen, sind:
Risikomanagement bei hohem Investitionsbedarf
In den allermeisten Fällen wird kräftig in das Unternehmen investiert. Und schon sind wir mitten im Thema Risikomanagement bei der Hofübergabe. Aktuell begleite ich eine Landwirtsfamilie, die einen kompletten Hof gekauft hat. Das gesamte Investment beläuft sich auf rund 2 Mio. EUR. Der Banker hat das dafür notwendige Darlehen an den aktuellen Betriebsleiter herausgeben, da dieser das Gefühl kennt, mit Fremdkapital umzugehen. Bekanntermaßen reduziert die Bank ihr Risiko so weit wie möglich und lässt sich daher umfängliche Sicherheiten in Form von Immobilien und Land geben. Es werden praktisch Sicherheiten gegen Geld getauscht. Den Kreditverträgen liegen immer die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) bei. In ebendiesen AGB gibt es einen Paragrafen, der sich außerordentliche Kündigung der Bank nennt. Demnach können Darlehens-Kündigungen durch die Bank bei Vorliegen eines wichtigen Grundes oder bei wesentlicher Verschlechterung in den Vermögensverhältnissen ausgesprochen werden. Was viele nicht wissen, primär der letztgenannte Punkt hat es in sich!
Wenn in den Vermögensverhältnissen des Kreditnehmers oder in der Werthaltigkeit einer für den Kredit gestellten Sicherheit eine wesentliche Verschlechterung eintritt oder einzutreten droht, durch die die Rückzahlung des Kredits, auch unter Verwertung der Sicherheiten gefährdet wird, kann die Bank den Kreditvertrag fristlos kündigen! Dieses Vorgehen stellt nach Auskunft führender Juristen ein gängiges Refinanzierungsmittel der Banken dar. In dem oben erwähnten Beispiel stellen wir uns strategisch auf dieses mögliche Szenario ein.
Absicherung des Darlehensbetrages im Todesfall
Der Betriebsinhaber und der zukünftige Hofnachfolger werden daher mit einer Risikolebensversicherung in ausreichender Höhe ausgestattet. Warum für beide? Passiert dem Vater etwas, könnte der Banker überzeugt sein, dass er dem noch sehr jungen Hofnachfolger nicht zutraut, das landwirtschaftliche Unternehmen in der gleichen Art fortzuführen, da dem Sohn aufgrund seines Alters noch die Erfahrung fehle. Passiert dem Sohn etwas, droht das Gleiche Ungemach. Hier würde die Bank dem Vater nicht mehr zutrauen, das Darlehen vollständig vor seinem Ablebe zu tilgen.
Absicherung im Krankheitsfall des Betriebsleiters
Neben der strategischen Todesfallabsicherung gilt das Gleiche für den krankheits- oder unfallbedingen Ausfall des jungen Betriebsleiters. Er benötigt einen Schutz der Arbeitskraft in ausreichender Höhe, damit Liquidität in das Unternehmen fließt. Mit dieser Liquidität können dann Arbeitskräfte finanziert oder Kosten für externe Arbeitserledigung bezahlt werden.
Rechtliche Vorsorge und Vorkehrungen bei der Hofübergabe
Neben der finanziellen Entlastung der Angehörigen in Notsituationen haben wir im oben genannten Fall auch für eine rechtliche Entlastung in Form von Vollmachten und Verfügungen gesorgt. Worüber sich die wenigsten Betriebsinhaber Gedanken machen, ist die Vermeidung des Baraltenteils. In vielen Fällen wird eine private Vorsorge in Form von Versicherungs-, Bausparverträgen etc. betrieben, allerdings ohne Konzept. In 9 von 10 Fällen wird wild etwas zusammenkauft, ohne sich genauere Gedanken über die erworbenen Produkte zu machen. Es gibt schlichtweg keine Finanzpläne und so auch keine Strategie. Es fängt bei so banalen Fragen an wie: über wie viel Geld möchten wir als Altenteiler gerne monatlich verfügen?
Einfaches Beispiel: Die künftigen Altenteiler sind überzeugt, dass sie mit 2.000 EUR im Monat gut zurechtkämen. Ziehen wir davon die zu erwartende Rente der Alterskasse ab, dann verbleibt vielleicht noch eine Lücke von 1.200 EUR. Wie kann diese Versorgungslücke nun geschlossen werden? Eine Möglichkeit wäre der Aufbau eines Kapitalstockes, der diese monatliche Auszahlung gewährleistet. Nächste Frage: Wie hoch müsste dieser Kapitalstock sein? Im genannten Beispiel rund 360.000 EUR. Bei einer 4 % Verzinsung würden daraus jeden Monat 1.200 EUR gezahlt werden, ohne dass der Kapitalstock angefasst wird. Erst wenn ich weiß, wie viel Geld ich benötige, ergibt es Sinn, sich Gedanken darüber zu machen, mit welchen Finanzprodukten ich dort hinkomme.
Die richtige Strategie zur Absicherung des Versorgungsbedarfs im Alter
Lebens- und Rentenversicherungen sind aufgrund der hohen Verwaltungs- und Abschlusskosten hier nicht immer die beste Wahl. Steht der Finanzplan, dann ist die Strategie dort hinzukommen, der einfachere Part. Da Finanzen eine Unternehmeraufgabe sind, musst du dich mit diesem Thema auseinandersetzen und lernen! Denn nur dann kannst du mit versierten Beratern auf Augenhöhe sprechen und deinen „Unruhestand“ ausfinanzieren. Deine Hofnachfolger werden es dir danken!
Torsten Kaiser-Schröder
Torsten Kaiser-Schröder bringt über 20 Jahre Erfahrung als Versicherungsmakler für landwirtschaftliche Familienbetriebe mit. Jahrgang 1970, aufgewachsen auf einem Bauernhof mit 200 Zuchtsauen und 75 ha Ackerland, hat er als Diplom-Agraringenieur und zertifizierter Risikomanager (TÜV Nord CERT GmbH) eine tiefe Verbundenheit zur Landwirtschaft. Als Experte für Generationenberatung und Firmenkundenversicherung nutzt er sein umfangreiches Wissen, um landwirtschaftliche Betriebe umfassend abzusichern und bei wichtigen Entscheidungen zu unterstützen.